WICHMANN und KNAUF als Partner bei innovativem Celler Neubauprojekt

WICHMANN-Geschäftsführer Michael Herrmann (links) mit Architekt Karsten Stumpf vor dem Baufeld zwischen Ludwig-Hölty-Straße, Heese und Hattendorffstraße. Wenn alles gut läuft, geht´s noch dieses Jahr los mit ganz kurzer Bauzeit.
WICHMANN-Geschäftsführer Michael Herrmann (links) mit Architekt Karsten Stumpf vor dem Baufeld zwischen Ludwig-Hölty-Straße, Heese und Hattendorffstraße. Wenn alles gut läuft, geht´s noch dieses Jahr los mit ganz kurzer Bauzeit.

 

 

Ende 2016 fehlen in Deutschland knapp eine Million Wohnungen, insbesondere bezahlbare Mietwohnungen in Groß- und zunehmend auch in Mittelstädten wie Celle. Die Mieten steigen hier unaufhörlich und der Wohnungsneubau bleibt deutlich hinter den notwendigen Fertigstellungszahlen zurück. „Es wird viel zu wenig gebaut und wenn, dann baut ‚Reich für Reich‘ im oberen Preissegment. Stattdessen sind vor allem mehr bezahlbare Mietwohnungen notwendig, insbesondere im mittleren und unteren Preisbereich“, forderte Mieterbund-Präsident Franz-Georg Rips erst kürzlich.

 

Die WICHMANN-Gruppe nimmt diesen Ball jetzt mit einem innovativen Projekt auf: Celles mit 600 Wohnungen größter privater Vermieter plant nahe am Stammsitz Lauensteinplatz ein Wohnhaus mit zwölf Einheiten in der in Deutschland noch weitestgehend unbekannten Stahl-Leichtbauweise. „Sie ermöglicht ein Höchstmaß an Vorfertigung nicht nur in der tragenden Konstruktion, sondern auch in der Haustechnik“, erläutert Architekt Karstens Stumpf: „Wir wollen über Nachhaltigkeit beim Bauen nicht nur reden, sondern im Sinne der Kreislaufwirtschaft ein später komplett recycelbares Gesamtkonstrukt entwickeln.

 

Dabei kooperiert WICHMANN mit dem renommierten Baustoffhersteller Knauf aus dem unterfränkischen Iphofen. Im Auftrag des geschäftsführenden Gesellschafters der Knauf Gruppe, Manfred Grundke, wurde ein 30 Standardmodule umfassender Katalog entwickelt und mit der Architekturwelt abgestimmt. Basis dieser Innovation bildet die Digitalisierung des Bauprozesses. Architekten und Planer können mit dem in der Endphase seiner Entwicklung stehenden Produktkonfigurator Gebäude digital planen. Mit den dahinterliegenden CAD-Daten lässt sich im Anschluss direkt eine serielle Produktion unterschiedlicher Wand-, Decken- und Bodenelemente ansteuern. „Mit dem Haus in Celle wollen wir vorführen, dass auch im Wohnungsbau die Individualisierung bei gleichzeitiger Standardisierung funktioniert“, betont Manfred Grundke. Knauf sieht sich bei diesem Projekt grundsätzlich weder als Bauherr noch als Bauunternehmen, sondern als Systemgeber für eine veränderte Bauweise.

 

Weitere bekannte Industriepartner wie Rehau (Fenster, Türen und Heizung) Viessmann (Heiztechnik), Wieland (Elektroverkabelung) oder LeGrand (Elektroverteilung) sind mit im Boot bei diesem Pilotprojekt zum modularen und kostengünstigen Wohnungsbau. Die Digitalisierung der Bauwirtschaft bietet der gesamten Branche unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ in naher Zukunft ungeahnte Möglichkeiten, komplexe Abläufe völlig neu zu organisieren.

 

Im Rahmen einer behutsamen Nachverdichtung soll das viergeschossige Gebäude auf einer Reservefläche zwischen Ludwig-Hölty-Straße, Hattendorffstraße und Heese entstehen. Dieses citynahe Quartier hat in den vergangenen Jahren durch vorbildliches Zusammenspiel vieler lokaler Akteure einen enormen Aufschwung genommen. Er ist am umgestalteten Stadteilzentrum Lauensteinplatz besonders festzumachen.

 

Um Bestandsmieter während der Bauphase möglichst wenig zu beeinträchtigen, werden viele Wand-, Decken- und Bodenelemente vorgefertigt und bereits mit einem Großteil technischer Gewerke versehen. „Wir wollen mit diesem Leuchtturmprojekt ein Aufbruchsignal für Celle setzen und dabei anknüpfen an die Innovationskraft unseres Unternehmensgründers“, sagt WICHMANN-Geschäftsführer Michael Herrmann. Vor 60 Jahren, kurz vor seinem plötzlichen Tod 1962, hatte der gebürtige Celler Architekt und Wohnungsunternehmer Heinrich „Heinz“ Wichmann mit dem Mobil-Oil-Hochhaus eine damals hoch umstrittene Architektur-Ikone durchgeboxt als Landmarke in der westlichen Vorstadt. Gegen massive Widerstände der lokalen Handwerker kam dabei erstmals der neue Baustoff Ytong im Großformat zum Einsatz. Schon zwischen den Kriegen galt der am Weimarer Bauhaus ausgebildete Wichmann mit einem großen Büro in Dresden als Pionier des Wohnungsbaues. Die „Wichmann-Siedlung“ in Bautzen war 1936 Blaupause und Vorbild für ungezählte „Kleine-Leute“-Neubauquartiere in ganz Deutschland.  Erfahrungen mit kostengünstigen seriellen Bauverfahren nutzte er nach 1945 in seiner Heimatstadt Celle als eine der treibenden Kräfte bei der Bewältigung riesiger Nachkriegs-Wohnungsnot. Große Teile der Stadterweiterungen im Bereich Heese, Hehlentor, Wietzenbruch, Vorwerk und Garßen tragen seine unverkennbare Handschrift.

 

„Mit unseren Detailabstimmungen sind wir mittlerweile auf der Zielgeraden. Wenn es nach uns geht, kann es noch dieses Jahr losgehen“, fasst Michael Herrmann den Planungsstand im Familienunternehmen Wichmann optimistisch zusammen.

 

 

 

Handelsblatt berichtet über Celler Pilotprojekt